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LOTHAR KNORZ

Im Jahr 2017 warst Du auf der internationalen Polizei-Mission (International Police-Mission EULEX) im Kosovo  und im Jahr 2011 auf einer Mission in Afghanistan im Einsatz.

Was kann man sich unter solchen Missionen vorstellen? Wie sieht es mit der Arbeit im Alltag aus?

Ich war von Mai 2010 bis Mai 2011 für das GERMAN POLICE PROJECT TEAM in Afghanistan. Diese Mission war eine reine Trainingsmission. Das heißt, das wir keine Exekutiv-Rechte hatte. Die schwere Bewaffnung diente ausschließlich der Eigensicherung. Ich war dort überwiegend in der Hauptstadt Kabul tätig u.a. als Verbindungsbeamter der Deutschen Polizei bei ISAF (NATO). Hierzu war es erforderlich, täglich (in einer 6-Tage-Woche, von Samstag bis Donnerstag),  den von nepalesischen Gurkhas gesicherten Compound mit einem gepanzerten Fahrzeug zu verlassen. Mein Arbeitsplatz war das Camp Eggers, ein NATO-Militärlager, in dem alle an der Trainingsmission beteiligten Streitkräfte arbeiteten, welches in der besonders gesicherten „Grünen Zone“ im Kabuler Zentrum liegt. Aus Sicherheitsgründen wurden die Abfahrtszeiten und die Fahrtrouten häufig gewechselt. Später war ich noch für mehrere Monate an der Afghanischen Polizeiakademie als Ausbilder bzw. Lehrer tätig. Die Akademie lag ca. 40-Minuten Fahrtstrecke von der Unterkunft entfernt, was die Sache hinsichtlich der Sicherheit nicht einfacher machte. Auch wurde die Polizeiakademie von afghanischen Sicherheitskräften gesichert, was das subjektive und leider auch das objektive Sicherheitsgefühl, der dort tätigen deutschen Polizeibeamten, nicht gerade stärkte. Mehrmals mussten wir aufgrund konkreter Anschlagswarnungen die Akademie evakuieren. Unser Alltag wurde also immer von der sich ständig verschlechterten Sicherheitslage bestimmt. Auch psychisch war man ständig angespannt, weil auch die Unterkunftssituation keinen voll umfänglichen Schutz bot. Im Kosovo (von Juli 2016 bis Januar 2017) war die Situation deutlich anders. Auf der EULEX (europäische Polizei-Mission) war es deutlich angenehmer. Man konnte sich nahezu frei im Land bewegen und auch die Wohnsituation war deutlich angenehmer. Alle Missionsteilnehmer haben sich auf dem freien Wohnungsmarkt eine Wohnung gesucht und es war lediglich erforderlich, die von der EU vorgegebenen Sicherheitsstandards einzuhalten. Ich hatte den Zuschlag bei einem europaweit ausgeschriebenen Bewerbungsverfahren für eine Stelle als Personen-/Zeugenschützer bekommen. Ich lebte und arbeitete überwiegend in Pristina. Das ist die Hauptstadt des Kosovos. Die Zeugenschutzeinheit war eine internationale Polizeiein-heit mit Exekutiv-Rechten, die zum Schutz von Zeugen für das Den Haager Tribunal oder für besonders gefährdete Personen nach Zuweisung durch die Staatsanwaltschaft, zuständig war.

Du hast im europäischen Polizeiamt in Den Haag hospitiert. EUROPOL ist eine Polizeibehörde der Europäischen Union. Was waren deine persönlichen Erfahrungen bei der Special Tactics Unit?

Man muss wissen,  EUROPOL hat keine Exekutiv-Rechte. Es geht hier um das Sammeln von Informationen und das Zusammenführen von länderübergreifenden Ermittlungserkenntnissen. Diese Informationen und Erkenntnisse werden dann den EU-Mitgliedstaaten zur Verfügung gestellt. EUROPOL unterstützt auch bei international tätigen Täter (-Gruppen), indem es die, in den unterschiedlichsten Ländern vorhandenen Hinweise sammelt, aufbereitet und dann die Ermittler aus den Mitgliedstaaten in sogenannten JIT’s (Joint Investigation Team) an einen Tisch bringt, um dann auch bei der Koordination der weiteren Ermittlungen zu unterstützen. Während meines dreimonatigen Aufenthalts in Den Haag war ich überwiegend damit beschäftigt, bei der Erstellung von europaweiten Richtlinien Checklisten für Zeugenschutzmaßnahmen und länderübergreifende Observationen, mitzuarbeiten.

Bei Deinem Auslandseinsatz im Niger warst Du über die GIZ (Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit), finanziert vom Auswärtigen Amt, tätig. Als Projektleiter hattest Du u.a. Aufgaben, wie dem Führen von nationalen und internationalen Fachkräften und der Planung und Durchführung von Aktivitäten in den Bereichen Antikorruption, bürgernahe Polizei, Grenzsicherheit, Ausbildung, Fortbildung, sowie Personalmanagement. Wie kann ich mir eine „bürgernahe Polizei“ im Niger vorstellen? Wie war das Verhältnis zwischen den Menschen und der Polizei im Niger vor den Arbeiten der GIZ? Wie sieht es mit dem Thema Korruption aus? In welchen Bereichen werden die Maßnahmen zur Antikorruption angewendet?

Ich war dort Leiter und Repräsentant des Polizeiprogramms „Niger in Afrika“. Deshalb kann ich nur über die Polizei dort sprechen. Aber natürlich ist dort Korruption nahezu überall. In Europa ist die Polizei Teil der Zivilgesellschaft. Das war und ist sie leider im Niger immer noch nicht. Ziel dieses Programms war es durch verschiedene Maßnahmen die Situation zu verbessern, bzw. die Polizei näher an die Menschen heranzubringen. Es wurden Workshops mit hohen Polizeiangehörigen und allen Teilen der Zivilgesellschaft (Taxifahrer, Frauengruppen, Presse, Gewerkschaften, usw.) mit dem Ziel abgehalten, diese Gruppen zusammenzubringen. Dabei wurden gemeinsam Erwartungen an eine bürgernahe Polizei erarbeitet. Auch ein funktionierendes Prozessmanagement hilft Korruption zu bekämpfen. Wenn also in der einen Region Sachverhalte nach dem gleichen Muster so abgearbeitet werden, wie in der anderen Region. Also beispielsweise wird ein Diebstahl mit dem gleichen Anzeigenformular bearbeitet. Man muss wissen, dass Korruption im Niger (und nicht nur dort) Teil des Systems ist, also aufzeigt, wie die Gesellschaft funktioniert. Deshalb war es auch wichtig der Bevölkerung zum einen klar zu machen, welche Rechte sie haben, was man von der Polizei erwarten darf und zum anderen, auch bei der Polizei das Bewusstsein zu erwecken, dass der Bürger eine korrekte Behandlung erwarten darf. Bei meinen vielen Gesprächen mit Polizeigenerälen und auch mit Vertretern des nigerianischen Innenministeriums wurde anfänglich Korruption schlichtweg geleugnet. Später war der Tenor: „Ok, wir sind korrupt, aber die anderen sind es ja auch.“ Ich hatte aber letztlich schon den Eindruck, dass die verschiedenen Maßnahmen in der nigerianischen Gesellschaft ein Bewusstsein geweckt haben, dass Korruptionsbekämpfung für die Entwicklung eines Landes in vielerlei Hinsicht elementar ist.

Studiert hast Du „Political and Social Studies“ an der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg. Wie kam es dazu, dass Du Dich entschieden hast zur Polizei zu gehen. War es schon immer Dein Wunsch?

Ja es war schon in meiner Kindheit mein Wunsch zur Polizei zu gehen. Verstärkt wurde das noch dadurch, dass mein 8 Jahre älterer Bruder bereits bei der Polizei war und ich ihm unbedingt nacheifern wollte.

Was war Deine außergewöhnlichste Erfahrung während Deiner Laufbahn bei der Kripo?

Ich kann da gar kein einzelnes Erlebnis hervorheben. Ich war von 1991 bis 2019 bei der Kriminalpolizei, zuerst in Frankfurt am Main, später dann in München und seit 1994 in Würzburg. Schon durch die unterschiedlichsten Verwendungen (Raubkommissariat, Fahndung, Observation, verdeckte Ermittlungen, Wirtschaftskriminalität) in verschiedenen Bereichen habe ich häufig außergewöhnliche Erfahrungen machen können.

Wurde es für Dich mal so richtig lebensbedrohlich in einer Situation während der Arbeit?

Der Beruf des Polizei-Kriminalbeamten ist gefährlich. Das kann man leider tagtäglich aus den Nachrichten entnehmen. Mehr möchte ich dazu gar nicht sagen.

Welche Eigenschaften und welche innere Haltung sollte der Nachwuchs mit sich bringen, wenn er sich entscheidet bei der Polizei anzufangen?

Um es auf das Wesentliche herunter zu brechen: Man muss schon gerne mit Menschen zu tun haben wollen. Kommunikation (mit Kollegen, dem Bürger, usw.) ist das A und O. Man leistet ja auch einen Eid auf das Grundgesetzt und folglich darf natürlich ein Menschenbild erwartet werden, dass der freiheitlichen demokratischen Grundordnung gerecht wird.

Du bist eigentlich im Ruhestand, aber wie ich mitbekommen habe, dennoch beruflich aktiv. Was machst Du heute?

Freiberuflich berate ich Unternehmen und auch Privatpersonen hinsichtlich des Themas „Sicherheit“. Ich bin auch noch beim Senioren Experten Service (SES) registriert. Bis vor wenigen Wochen habe ich einem afghanischen jungen Mann, der hier eine Zimmermannslehre begonnen hat, ein bisschen geholfen.

Vielen Dank für das äußerst spannende Interview, lieber Lothar.

57 Antworten

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