Zu Gast heute Frank Zauritz, Star-Fotograf, 53 Jahre aus Würzburg
Wir haben uns ja ziemlich spontan an einem Parteistand während dem Kommunalwahlkampf in Würzburg im Jahr 2019 kennen gelernt.
War Politik schon immer ein Thema für Dich?
Ja, Politik ist schon immer ein Thema für mich gewesen. Ich bin auch schon immer wählen gegangen. Für mich ist es wichtig mitzubekommen was im öffentlichen Leben passiert und in der Welt vor sich geht. Das finde ich wichtig, denn nur so kann man gute Entscheidungen treffen.
Wie war es während Corona für Dich? Gibt es etwas was die Politik für Fotografen machen kann?
Zum Glück hat der Staat den einen oder anderen Topf aufgemacht, somit konnten Existenzen gerettet werden. Ich bin schon seit über 30 Jahren Fotograf, d.h. ich muss auch eigenverantwortlich mit mir umgehen. Ich habe eine persönliche Situation wo ich nicht sofort vor dem existentiellen Ausstand oder in Schwierigkeiten gerate, deshalb ist die Frage nach dem Staat für mich persönlich nicht die erste Frage. Für mich ist immer die erste Frage, was kann ich jetzt machen, wie kann ich mich halten usw.. Sicher eine privilegierte Position die erarbeitet werden muss. Es ist super wenn man Hilfe bekommt, aber man muss eigentlich so agieren, vor allem wenn man länger selbstständig ist, dass man auch in einer Krise über die Runden kommt. Schwierig wird es für die jungen und neuen Selbstständigen.
Siehst Du Dich eher als Künstler oder als Handwerker?
Auch wenn man Fotografen gerne dem Handwerk zu ordnet, ist es für mich eine künstlerische Dienstleistung. Ich sehe mich als Fotograf, denn grundsätzlich trennt sich für mich mein Beruf nicht in diese beiden Bereiche.
Du bist ein weltoffener Mensch und ein äußerst talentierter Fotograf. Wie hast Du es geschafft so viele Berühmtheiten vor die Linse zu bekommen?
Das passiert nicht von heute auf morgen. Ich bin seit 30 Jahren Fotograf. Meine journalistische Karriere hat damals bei der Mainpost mit Lokalsport angefangen. Ein langer Weg bis zu dem was ich heute mache. Ich habe mich sehr früh als besonders gut darin erwiesen, in ziemlich kurzer Zeit, professionelle, hofwertige Portraits zu fotografieren. Eine Fähigkeit die ich mir in vier Jahren Kindergarten-Fotografie am Anfang meiner Selbstständigkeit erarbeitet habe. Jahrelange Arbeit als Fotograf für alle Verlagshäuser in Deutschland gaben mir die Möglichkeit zur Profilierung.
Wenn man in kurzer Zeit Arbeiten abliefern kann, die so wirken, als hätte man tagelang mit dem Menschen im Studio verbracht, ist das von hohem Wert.
So war ich zum Schluss zu 100% Celebrity-Fotograf. Ich mache Portraits auf allen Ebenen für Interviews in Magazinen, für Kampagnen und Plakate.
Nun bist Du in ganz Deutschland unterwegs, hast Du manchmal das Gefühl überall und nirgends zu Hause zu sein ?
Überhaupt nicht! Mein zu Hause ist so eine starke Basis für mich. Von mir wirst Du nie hören – „ich bin ein Weltbürger“. Das war ich vielleicht mal. Ich habe auch schon sieben Jahre in Marokko gelebt, da hatte ich ein Haus zusammen mit vier Freunden. Aber mein persönliches Zuhause ist jetzt hier in Würzburg, auch wenn meine Firma in Berlin sitzt. Mein Herz schlägt mittlerweile in Würzburg.
Wie ich weiß wohnst Du in Würzburg und pendelst oft zwischen Würzburg und Berlin. Was reizt Dich an beiden Städten?
In Berlin bin ich, weil ich dort vorrangig meine Arbeit machen kann. Dort sind viele Stars, national sowie international, da sind viele Aufträge für mich. Deshalb bin ich Berliner – fast jede Woche mehrfach im Monat. In diesen Wochen habe ich meist einige Jobs. Dann gehe ich in mein Lieblingsrestaurant, in meinen Lieblingsbuchladen und dann ist vielleicht wieder eine neue Ausstellung, aber dann will ich wieder zurück nach Franken.
Und dann sind wir wieder bei der Herzheimat, ich habe hier meine Familie in der Nähe und meine alten Freunde, teilweise Freunde seit 30 Jahren. Ich habe hier meine geliebte Natur um mich rum. Frankenland ist einfach wie Urlaub. Wenn ich in die Stadt gehe, oder auf die alte Mainbrücke, habe ich immer das Gefühl im Urlaub zu sein, einfach weil es so wunderschön ist.
Ich habe gesehen, dass Du Persönlichkeiten wie Thomas Gottschalk, Rihanna, Fergie von den Black Eyed Peas, Vitali Klitschko, Ben Stiller oder auch Iris Berben vor der Kamera hattest. Wie bringt man eine Iris Berben dazu, sich mit „Mittelfinger“ ablichten zu lassen?
Das ist eine Situation die spontan bei einem Shooting entstanden ist. Bei einer Portraitfotografie ist es so als würde man sich mit der Person auf ein Tänzchen einlassen. Es ist ein Geben und ein Nehmen. Ein guter Portraitfotograf versucht eine Situation zu erzeugen, in der Dinge von alleine entstehen. Denn alles was ich meinem gegenüber vorgebe, würde immer nur mich und diese Ansagen im Foto repräsentieren. Deshalb versuch man in einen Flow reinzukommen, wie ein gutes Gespräch, aber mehr im Unterschwelligem, Subjektiven. Und wenn man dabei Spaß hat, entstehen dann solche Fotos.
Du scheinst eine Begabung zu haben, die Menschen in einer besonderen Art und Weise zu berühren. Wie machst Du das? Ist es etwas das man erlernen kann?
In meinem Fotografen-Alltag ist das nicht oberste Priorität die Menschen besonders berühren zu wollen. Da steht oft ganz banal – sei morgen um 9:00 Uhr früh in Kitzbühel. Das heißt, wenn ich in Würzburg bin, müsste ich um 3.00 Uhr in der Früh losfahren. Man arbeitet mit der Realität und macht es so gut man kann. Eine Magie lässt sich nicht erzeugen weil man es will, man arbeitet systematisch alles ab. Es sind so kleine Fakten wie pünktlich da zu sein, die Location checken: „OH GOTT WIE SIEHT ES DEN HIER AUS?! Viel zu kleines Zimmer, hier können wir kein Foto machen. Alarm, Alarm, jetzt kommen gleich die Leute, wir müssen etwas anderes finden“. Man ist in so einem realistischem Kontext. Da ist dann keine Zeit, wenn man sieht, da ist ein Büro, da soll man ein Pärchen frisch verliebt fotografieren und das was sich die Leute gedacht haben geht irgendwie gar nicht. Es ist ein Wert, den kann man nicht erzwingen kann, den muss man sich hart erarbeiten. Es ist immer eine Notsituation bei einem Celebrity-Shooting, es ist eben kein Werbeshooting bei dem Wochen vorher geplant werden kann. Wenn man dem Menschen den Raum gibt, der ihm zusteht, dann entsteht das vielleicht.
Deine Fotos sind sehr ausdrucksstark. Jedes Mal wenn ich sie ansehe, denke ich mir, ich bin in einer anderen Welt. Geht es Dir auch so, oder wird es irgendwann Routine?
Also ich befinde mich nicht in einer anderen Welt, wenn ich meine Fotos anschaue, sondern komplett in der Situation als ich es fotografiert habe. Trotzdem ist es mir so nah, dass jedes Mal wenn mich jemand fragt: „Wie ist es bei Deinen Fotoshootings gelaufen, bist Du zufrieden mit Deinen Fotos ?“ Dann überlege ich erst und sage: „Ich weiß es noch nicht. GUTE FOTOS MÜSSEN REIFEN WIE EIN GUTER WEIN ODER WIE EIN WHISKEY.“ Man ist noch so nah an der Sache dran, dass man das gar nicht richtig bewerten kann. So passiert es, dass ich dann nach Wochen oder Monaten drauf schaue und denke, „OH WOW, das ist aber ein tolles Foto. Wer hat das denn gemacht?“ Zur Routine wird es zum Glück nie. Ich habe immer noch vor großen Jobs Lampenfieber, oder kann auch mal nicht schlafen. Das fängt dann Tage vorher an. Das ist sowas wie eine geistige Aufwärmphase.
MEINE KAMERA SPIELE ICH WIE EIN INSTRUMENT ! Und jetzt während Corona kann ich es nicht üben wie man es bei einem Instrument tut. Wie z.B. einem Violinist, der vier Stunden am Morgen vor seinem Konzert übt. Ich kann ja schlecht zu meiner Nachbarin sagen, komm mal rüber und stell Dich an die Wand. Ein Celebrity-Job kann man nur während dem Celebrity-Job üben. Jeder Fotograf der dies schon hinter sich hat, wird verstehen was ich meine. Nach der große Corona Pause, als ich meine ersten Jobs hatte, habe ich gemerkt wie ich erst wieder rein kommen musste. Ich war regelrecht steif, wie ein Sportler der lange nicht trainiert hat. Routine an sich in meinem Job will ich nie haben. Es ist alles immer so unterschiedlich.
Was war Deine verrückteste Story auf Deinen Reisen? Du hast bestimmt auch mal Menschen spontan fotografiert?
Ja ich fotografiere auch mal Menschen ganz spontan. Das ist aber meistens eher privat. Ich bin jetzt kein Straßenfotograf, auch wenn ich diese Art von Fotos gerne sehe. Ich muss nicht ständig fotografieren. Das ist mir dann zu unkonkret ist. Wenn ich fotografiere, gehe ich da ganz professionell ran. Klar habe ich noch ein iPhone und eine Kamera dabei, wenn ich mit meinem Hund spazieren gehe. MEIN HUND HAT AUCH EINEN EIGENEN INSTAGRAMACCOUNT; ABER DER IST GEHEIM! Da habe ich auch gewissen Spaß. Nur wenn ich das genauso intensiv betreiben würde wäre das zu anstrengend. Man kann nicht auf Dauer so hochgefahren sein. Für junge Fotografen mögen diese Sachen am Anfang gerade gut sein, um Ihr Instrument immer besser zu beherrschen.
Bist Du auch international tätig?
Ja, ich arbeite auch für Netflix und Amazon Prime. In den USA war ich schon mit KISS auf Tour. In London habe ich Fergie von den Black Eyed Peas fotografiert. Ich habe internationale Kunden. Die Geschichte mit Kiss ist z.B. so, dass wir 14 Stunden nach Dallas flogen zum Interview mit Gene Simmons, der Bassist der immer gerne die Zunge raus streckt. Wir sind um 16:00 Uhr angekommen und wollten eigentlich um 22:00 Uhr wieder im Flieger sitzen. Das ist das was es anstrengend macht, man kommt an und muss gleich seinen Job machen. Also nicht noch vorher erst Hotel und essen gehen. Um 18:00 Uhr ging es dann auch mit dem Shooting los in einem kleinen Konferenzraum ohne Fenster. Da habe ich dann die Portraitfotos gemacht. Da fragte mich Gene Simmons: „Hast Du gestern meine Show gesehen?“ Ich erwiderte: „Nein, wir sind ja eben erst für das Interview gelandet. „
„WAAAS“ sagte er, „IHR MÜSST DIE SHOW SEHEN! ICH NEHME EUCH MIT. ES GEHT NICHT, DASS IHR EIN INTERVIEW MACHT UND HABT DIE SHOW NICHT GESEHEN“. Dann haben wir den Chefredakteur angerufen, ob die es überhaupt wollen. Dann haben wir die Flüge gecanceled und umgebucht. Man befindet sich immer im geschäftlichem Zusammenhang. Dann waren wir mit KISS on Tour – ,,Just by luck access on all area“ Und dass ist es was mir richtig Spaß macht, wenn man in die Fotografie mehr Beobachtung rein bringen kann, viel Zeit mit den Leuten verbringen und die Fotos mit der Ruhe einfach entstehen lassen. Natürlich plaudern Stars auch mal aus dem Nähkästchen. Das ergibt sich aus der Situation, wenn man beispielsweise dann einen Kaffee gemeinsam trinkt. Dennoch bin ich kein schreibender Journalist, sondern ein Fotograf. Die Leute haben auch Familie und ein Privatleben. Das respektiere ich.
War es schon immer ein Traum von Dir, Fotograf zu werden?
Ne, anfangs wusste ich gar nicht was ich mit meinem Leben anfangen soll. Ich habe mir immer eine Kamera gewünscht als junger Mensch. Ich konnte mir aber keine leisten. Dann habe ich mit einer kleinen (Ritschratsch) Kamera fotografieren angefangen. Das war nur eine Kodak Klickkamera. Ich habe damals 1.555 DM in Lotto gewonnen Spiel 77. Das hat genau gereicht für eine kleine Spiegelreflex Kameraausrüstung. Diese Traum-Kamera in den Händen, hatte ich sofort einen riesigen Energieschub. Ich wusste, das will ich und nichts anderes.
Was ist Dein persönliches Ziel im Leben ?
Mein persönliches Ziel ist es ich selbst zu werden. Ein streben nach Selbstverwirklichung und Freiheit. Frei zu werden, in dem was ich tue und fühle, weniger wollen und mehr mit mir im Reinen sein. Wenn ich die Stars vor der Kamera habe, fange ich den besonderen Moment für die Ewigkeit ein.
Entlockst Du den Berühmtheiten sich entsprechend zu verhalten, oder fotografierst Du die Menschen einfach so wie sie sind ?
Das ist beides. Grundsätzlich ist es so, dass ich der Person im Geschehen schon sagen muss wie ich es mir vorstelle. Das ist meistens nur der Einstieg. Gut wird es, wenn man Situationen erzeugen kann, wo man der Person den Raum gibt.
Gibt es eine Person die Du gerne Fotografieren würdest?
Ich würde gerne mal den Dalai Lama treffen und gerne fotografieren. Ich habe aber keine Liste die ich abarbeiten möchte. Es kommt wie es kommt.
Würdest Du alles nochmals so machen in Deinem Leben oder bereust Du irgendwas?
Ich bin wahnsinnig glücklich in meinem Leben. Und all die Dinge die nicht so gut gelaufen sind haben irgendwie einen Sinn gehabt. Ne, ich bereue gar nichts, IRGENDWIE KOMISCH!