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ROMY STANGL

Wenn ich mir Ihre Vita anschaue, dann bin ich wirklich erstaunt was Sie alles auf die Beine gestellt haben. Sie sind Veranstalterin bei Social (H)(E)arts, Autorin bei Heyday Magazine, ehrenamtliches Mitglied bei UN Woman Nationales Komitee Deutschland e.V., Vorstandsfrau und Sprecherin des Vorstandes bei One Billion Rising München e.V., Botschafterin bei NCL Stiftung, Moderatorin bei Romy’s Mondaytalk, Botschafterin bei Fundatia Ajutorul Familie/ Family Aid Foundation, Mitglied bei TERRE DES FEMMES e.V.  und Gründerin von Signs of Hope, sowie politisch aktiv.

Wie kamen Sie dazu Initiatorin von so vielen Vereinigungen zu sein, bzw. sich bei so vielen Organisationen, wie z.B. UN Woman Nationales Komitee Deutschland and TERRE DES FEMMES, zu engagieren?

Ich war Betroffene von Gewalt in der Kindheit und in einer Partnerschaft. Die seelischen Narben werden nie ganz heilen, und dennoch sind es genau diese, die mir Kraft geben, mich für Frauen und Kinder zu engagieren, die in Deutschland tagtäglich hinter so vielen Türen körperlicher und seelischer Misshandlung ausgesetzt sind. Ich konnte lange nicht in den Spiegel schauen und dieses Gesicht mögen, das ich dort sah. Ich konnte auch nicht stolz auf mich sein, dass ich es selbst geschafft hatte, diesem Wahnsinn endlich zu entkommen und neu anzufangen. Das Lachen hatte ich verlernt und das Vertrauen in mich selbst, dass alles wieder gut wird. Ich fragte mich: Wo ist mein Platz im Leben und was habe ich zu geben? Diesen Gefühlen wie Schmerz, Schuldbewusstsein, Angst und Wut wollte ich keinen Raum mehr in meinem Leben geben. Ich wollte sie umwandeln in Liebe, Selbstvertrauen und Kraft. Ich wollte mich für Frauen und Kinder stark machen, welche von häuslicher Gewalt betroffen waren und sind, um Zeichen der Hoffnung zu setzen und Perspektiven zu schaffen. Das tue ich aktiv seit nunmehr 5 Jahren. Eine meiner größten Motivatorinnen, ist meine Tochter. Ich möchte, dass sie aufwächst in einer Welt, welche von Menschlichkeit, gelebter Gleichberechtigung und Diversität, Freiheit, Liebe, Selbstverwirklichung und nicht von Vorurteilen, Schubladendenken, Tabuisierung, Gewalt und völlig verstaubten Geschlechternormen geprägt ist. Organisationen wie Terre des Femmes, UNWoman Germany und One Billion Rising München e. V. , für deren Wirken für Menschenrechte ich sehr dankbar bin, sind für mich Mentor*innen und Mitstreiter*innen auf unserem gemeinsamen Weg, mit dem großen Ziel, Frauen und Kindern ein Selbstbestimmtes Leben in Freiheit und Sicherheit und frei von Gewalt zu ermöglichen.

Ihr Herz liegt bei Ihrem Projekt „Signs of Hope“ , von dem Sie auch die Initiatorin sind. Für was steht Signs of Hope?

Signs of Hope steht für Zeichen der Hoffnung, für Transparenz, das Schaffen von Perspektiven und präventives Handeln gegen Gewalt an Frauen und Kindern. Ich mache mich mit diesem Projekt auf vielen Wegen stark für Frauen und Kinder, die von häuslicher Gewalt betroffen waren und sind, Ich möchte ihnen das ermöglichen, was mir gefehlt hat – Verständnis, umfassende Hilfen, eine Justiz; eine Politik, die menschlich handelt, eine Gesellschaft, die nicht wegschaut – und natürlich die Möglichkeit einer Basis für ein neues Leben.

Signs of Hope hat 3 Säulen: 1. Das Präventionskonzept „Die Friedensstifter“, 2. Ein umfassendes Wohnkonzept für von häuslicher Gewalt betroffener Frauen und Kinder, 3. Aufklärung der Gesellschaft, Förderung der Zivilcourage und Schaffung von deutschlandweiter Transparenz zu Hilfsangeboten im Bereich häusliche Gewalt, sowie die Schaffung einer juristisch und politisch verantwortungsvollen Umgangsweise mit und für Betroffene.

Sie sagten, dass Signs of Hope verschiedenen Säulen hat. Einige von den Säulen sind die Lobbyarbeit, die Aufklärungsarbeit, Präventionsmaßnahmen und Generationskonflikt-Bewältigung. In welchen Bereichen würden Sie Ihre Präventivmaßnahmen einsetzen?

Wir müssen in Deutschland grundsätzlich den Zugang verbessern auf sichere und reaktionsfähige, alters- und geschlechtsgerechte Präventions- und Unterstützungsdienste. Mein Wunsch; meine Forderung an die Politik ist es, Antigewalt- Präventionskonzepte in Zukunft als Pflichtinstanz an Schulen und Kindergärten deutschlandweit zu integrieren und eine thematische Sensibilisierung in die Ausbildungs- und Studiengänge von angehenden Pädagogen*innen und Erzieher*innen aufzunehmen. Kinder und Jugendliche haben das Recht auf ein gewaltfreies Leben. Es ist besonders wichtig sie dabei zu unterstützen. Wenn wir beginnen, unseren Kindern und Jugendlichen wirklich zuzuhören, sie zu verstehen, ihnen den Gedanken von tolerantem, friedlichem und respektvollem Miteinander nahezubringen und diese zu leben, dann haben wir die Chance zu erreichen, dass in der Zukunft Gewalt kein Thema mehr ist. Unser Schulsystem, sollte gemeinsam mit dem Bildungsauftrag ein Forum sein, um Einstellungen gegenüber Gewalt zu diskutieren, Klischeevorstellungen und schädliche geschlechtsspezifische Normen zu hinterfragen.

Was kann man unter einer Generationskonflikt-Bewältigung verstehen, wie würde da Ihre Arbeit aussehen?

Unterschiedliche Generationen bringen unterschiedliche Sichtweisen zusammen. Konflikte entstehen dabei zwangsläufig. Generationskonflikte entstehen durch unterschiedliche Einstellungen zum Leben, zu gesellschaftlich kritischen Themen, zu Interessen usw. Sie lassen sich aber lösen, wenn man Verständnis füreinander aufbringen kann.

Konflikte sind für die menschliche Entwicklung notwendig. Sie beruhen auf unterschiedlichen Meinungen, die nicht vorschnell ausgefiltert werden sollten. Sie werden jedoch oftmals nicht transparent gemacht, um die Einheitlichkeit nicht zu gefährden. Das führt zwangsläufig zu Stagnation von Veränderungsprozessen. Fortschritte benötigen jedoch eine kreative Konfliktbereitschaft. Konflikte werden oft von affektiver Anteilnahme begleitet, wie Angst und Aggression. Dabei geht die Fähigkeit verloren, vernünftig zu argumentieren und zu entscheiden.

Dies möchte ich in einem Talkformat in Zusammenarbeit mit dem HeyDay Magazine im ersten Step, mit dem Namen „Generationstalk“ aufgreifen. Hier werden 3 verschiedene Generationen zu den unterschiedlichsten Themen ins Gespräch gehen mit dem Ziel, Brücken zu bauen zwischen den Generationen und die Weisheit des Alters, sowie die Energie der Jugend zu vereinen, um gemeinsam mit voller Kraft voran zu gehen und dieses große Potential zu erkennen und zu leben.

Was im ganzen Talk immer wieder betont werden soll, ist der Nutzen, den der Generationenmix auch für die persönliche Weiterentwicklung bringt. Denn, so sind sich alle einig: Wenn viele Altersklassen zusammenarbeiten, kann man viel voneinander lernen.

Sie sind freie Autorin bei Heyday Magazine. Ein Magazin für Frauen aller Altersgruppen. Gibt es eine bestimmte Botschaft bei dem Konzept dieses Magazins?

HEYDAY MAGAZINE ist DAS Online-Portal für Frauen, die kein Alter kennen, die mit beiden Beinen mitten im Leben stehen und den Kopf noch immer in den Wolken haben. HEYDAY, das ist das englische Wort für eine Hochphase, eine Glanz- und Blütezeit. Und wann wäre diese Zeit, wenn nicht jetzt und hier? HEYDAY sagt Frauen nicht was sie anziehen, wie sie sich fühlen oder benehmen sollen – das Magazin liefert Inspiration, Anregungen, tolle Ideen, kleine Hilfestellungen und portraitiert dazu Frauen, die aus allem, was ihnen das Leben zu bieten hat, das Allerbeste machen. Die Gründer Stephanie Neubert und Thorsten Osterberger präsentieren gemeinsam mit dem Heyday Team, zu welchem ich mich mit Freude zählen darf, authentische persönliche Geschichten und Einblicke – hier inspirieren Frauen, die in der zweiten Lebenshälfte auf gesellschaftliche Konventionen pfeifen und so aktiv, leidenschaftlich und optimistisch sind wie eh und je.

Bei „One Billion Rising“ sind Sie Vorstandsfrau und Sprecherin der Kampagne. One Billion Rising ist weltweit tätig und setzt sich für das Ende der Gewalt gegen Frauen und Mädchen ein. Sie selbst haben zahlreiche Interviews und Fernsehauftritte zu diesem Thema gehabt. Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass im 21. Jahrhundert auch in westlichen Ländern, bei all der Aufklärung und der Gleichstellung der Frau es immer noch so viel Gewalt gegen Frauen und Mädchen gibt?

Weltweit gibt es bei der Gleichstellung Fortschritte. Dennoch bestehen immer noch erhebliche Barrieren. Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist ein universelles Menschenrecht. Trotzdem werden weltweit Millionen von Frauen beim Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und in ihrem alltäglichen Leben diskriminiert. Sie sind immer noch viel zu häufig Opfer von Menschenhandel sowie körperlicher oder sexueller Gewalt. Immer noch sterben in einer Reihe von Ländern viele Frauen wegen schlechter Gesundheitsversorgung bei oder nach der Geburt eines Kindes. Frauen sind öfter als Männer von Armut betroffen. Laut UN Women besitzt nur ein Prozent der Frauen Land. Der Anteil der Frauen in Niedriglohnsektoren ist deutlich höher als der der Männer. Die neueste Zwischenbilanz der Vereinten Nationen und der Bundesregierung zeigt die Dringlichkeit und Bedeutung der Geschlechtergleichstellung. So haben zum Beispiel 19 Prozent aller Frauen und Mädchen weltweit im vergangenen Jahr körperliche Gewalt von ihrem Partner erfahren. Dennoch gibt es in 49 Ländern noch nicht einmal Gesetze, die diese Form der Gewalt unter Strafe stellen und verfolgen. Zu den Ursachen von Gewalt gegen Frauen heißt es in einem UNO Dokument: „Gewalt gegen Frauen ist eine Manifestation der historisch ungleichen Gewichtungsverhältnisse zwischen Männern und Frauen, die zur Beherrschung und Diskriminierung von Frauen durch Männer und zur Verhinderung der vollen Entfaltung von Frauen geführt haben. “ In diesem UNO Dokument – das von allen Mitgliedstaaten unterzeichnet wurde – wird also festgehalten, dass Gewalt an Frauen mit dem Machtverhältnis zwischen Männern und Frauen zu tun hat. Diese Gewalt findet sowohl öffentlich als auch versteckt statt, und hat enorme Auswirkungen auf Fortschritt und Entwicklung. Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist weltweit in vielen Kulturen so fest verankert, dass sie oft gar nicht mehr als Gewalt erkannt wird. Und doch ist diese Brutalität nicht unvermeidbar. Wenn sie einmal als das erkannt wird, was sie wirklich ist – Machtdemonstration zur Erhaltung des Status – kann sie auch beendet werden. Um Gewaltanwendung gegenüber Frauen und Mädchen zu beenden, muss die Vorstellung, dass Frauen weniger wert sind als Männer, verändert werden. Nur wenn Frauen und Mädchen ihren Platz als gleichwertige und starke Mitglieder in der Gesellschaft erlangen, wird Gewalt gegen sie als Verbrechen und nicht als Normalität betrachtet werden. Die Beendigung von Gewalt gegen Frauen einhergehend mit umfassenden Präventions- und Täterprogrammen, sowie die Sensibilisierung der Gesellschaft zur Zivilcourage, und der Enttabuisierung in den Köpfen der Menschen, dass Gewalt gegen Frauen kein gesellschaftliches Problem, sondern eine Tatsache sind, muss ein zentraler Schwerpunkt in der weltweiten Arbeit zur Stärkung der Frauenrechte und der Gleichstellung der Geschlechter sein und ist moralische Verpflichtung.

Was würden Sie all den Frauen und Mädchen gerne sagen, die dies gerade lesen, um ihnen Mut zu machen und ihnen eine neue Perspektive zu geben?

Der Weg, den Betroffene einschlagen, um mit dem Missbrauch umzugehen und ihn zu bewältigen, kann sehr unterschiedlich sein. Die Entscheidung sollte vor allem von ihren eigenen Gefühlen, Wünschen und persönlichen Möglichkeiten abhängig sein. Eine erste Entlastung und Unterstützung für viele Betroffene ist es, mit einer Vertrauensperson (z.B. Freund*in) über den Missbrauch zu sprechen. Manche tun dies relativ bald nach Beendigung der Missbrauchshandlungen, andere erst nach Jahren. Jeder Mensch geht mit Gewalterfahrungen anders um. Aber eins ist mir klar geworden: wie groß die Kraft des gesprochenen Wortes ist. Über das Geschehene zu sprechen ist heilsam und generiert Energie. Es gibt viel Möglichkeiten: Schutzhäuser, Frauenberatungsstellen, Opferschutzkomissariate, Traumatherapeuten, vielen Betroffenen hilft auch der Kontakt zu Menschen, die ähnliche Erfahrungen machen mussten, z.B. in einer Selbsthilfegruppe. Wichtig ist zu lernen: Du bist nicht allein. So auch die Überschrift auf den Hilfekarten, die ich in Zusammenarbeit mit One Billion Rising München e.V. und Terre des Femmes entwickelt habe. Hier sind viele wichtige Anlaufstellen in München und München Land kompakt zusammengefasst auf einer Karte, die in jeden Geldbeutel passt. Diese kann auf unserer Webseite heruntergeladen werden.

https://www.onebillionrising-muenchen.de/hilfe-telefon.html

Meine Botschaft: Vertraut euch an, da ist nichts für das ihr euch schämen müsst. Der einzige Mensch, der sich schämen muss und zur Verantwortung gezogen werden sollte, ist der Mensch, der euch das antut oder angetan hat. Keiner hat das Recht euch seelisch oder körperlich zu verletzen!

Sie sind außerdem gemeinsam mit Isabel von Staudt, Veranstalterin bei „Social (H)(E)Arts – Social Work Meets Art. Was sind die Ziele der Veranstaltungen bei dieser gemeinnützigen Organisation?

Die Idee des Konzeptes ist, soziales und menschliches Engagement von Organisationen und Vereinen, welche Menschen unterstützen, in Symbiose mit Künstlern und ihren Werken in den Fokus zu setzen und ihnen die Möglichkeit bieten, sich vorzustellen. Die Pandemie hat viele Veränderungen mit sich gebracht – für Jeden von uns, vor allem im menschlichen Miteinander. So nehmen wir vieles anders und nicht mehr als selbstverständlich wahr, werden achtsamer mit unseren Mitmenschen und uns selbst.

Kunst und humanitäre Arbeit haben etwas fundmental Heilsames. Jedes in seiner eigenen Form. Wir machen diese Form sichtbar, holen sie ins Zentrum der Aufmerksamkeit.

Wir geben sie an Menschen weiter, welche diesen Gedanken verstehen, leben, weitertragen und dieses wertvolle Wirken für uns Menschen erkennen und ihrem Rahmen unterstützen möchten.

Seit Kurzem sind wir online um auch auf diesem Weg zu unterstützen unter https://socialworkmeetsart.com/

Sie sind Botschafterin bei Fundatia Ajutorul Familiei/ Family Aid Foundation.

Wie sind Sie zu dieser Organisation gekommen und was sind die Arbeiten dieser Organisation?

Cluj-Napoca ist eine schöne Stadt, sie liegt an einem Fluss, ist nach Bukarest die zweitgrößte Stadt Rumäniens und umgeben von Bergen und Wäldern. In der Altstadt reiht sich eine Bar an die andere – beliebt vor allem bei den 50.000 Studenten, die in der Stadt leben. Für seine Bewohner bietet Cluj eine hohe Lebensqualität. Daher überrascht es also nicht, dass sie zum Youth Capital 2015 gewählt wurde. Aber es gibt Bürger, die am Rande der Gesellschaft in menschenunwürdigen Verhältnissen leben müssen: die Roma, die auf der Müllhalde Pata Rat eine notdürftige Bleibe gefunden haben. Bei -20° Celsius wurden 76 Familien im Dezember 2010 aus ihren bisherigen Wohnungen zwangsgeräumt.  Mit nur 2 Tagen Vorlauf wurde den Familien dieser Umstand mitgeteilt. Ihnen blieb nur das Nötigste.  Diese Zwangsräumung der Wohnungen im Zentrum von Cluj-Napoca, war nach internationalem wie nach rumänischem Recht illegal. Die jetzige Situation der Familien ist besorgniserregend. Sie leben in Pata Rât nahe der städtischen Mülldeponie auf einem alten, grasbewachsenen Müllberg dicht bei der städtischen Mülldeponie. Die liegt fest in der Hand der Müll-Mafia, die die Roma ausbeuten. Sie erhalten ihren kompletten Lohn vorab; mehr als vier Euro am Tag verdienen die Roma aber nicht. Arbeit gibt es kaum. Einzige Einkommensquelle ist das Sammeln von recyclebarem Müll wie Metall und Plastik auf der Kippe. Schon als kleine Kinder müssen sie ihren Eltern beim Müllsammeln helfen. Mitten in Europa leben Menschen unter katasthrophalen Bedingungen. Der Staat schaut weg und freut sich über erfüllte Recyclingauflagen der EU. Die Wohnungen bestehen – für die Familien, die Glück gehabt haben – aus kleinen Holzhütten, oder – für die, die weniger Glück gehabt haben – aus Hütten, die aus allen möglichen Materialien zusammengebastelt sind. Blech, Holz, Plastikplanen, Styropor und ähnliches auf der Müllkippe und den Straßen auffindbares Material werden zur Konstruktion und Ausbesserung der Behausungen verwendet. Statt Wegen zwischen den Hütten ist dort einfach Wiese oder Müll, Matsch und Dreck, bis auf an einigen Stellen aufgeschüttete Kiesel; seit kurzem ist zumindest eine Wasserleitung vorhanden. Aufgrund der unzureichenden Wohnbedingungen ist der Gesundheitszustand besorgniserregend, insbesondere bei kleinen Kindern treten gehäuft Erkrankungen der Atemwege auf. Viele der Eltern sind alkoholsüchtig, kaum jemand kann lesen und schreiben. Ihren Lebensunterhalt erwirtschaften sie sich hauptsächlich von der Müllkippe oder den Abfalltonnen und –haufen in der Stadt, aus denen sie zum Beispiel Eisenteile, Plastikflaschen oder andere irgendwie zu Geld machbare Dinge heraussuchen. Die wenigen, die einen Job haben, arbeiten entweder in Kantinen, einer Art von Armenspeisungen, aus denen sie selbst ihr Essen beziehen, oder verdienen ihr Geld bezeichnenderweise bei der Stadtreinigung. Sie sammeln auf, was von anderen Leuten weggeworfen wird und was andere Roma aus Pata Rât, so der Name der Straße auf dem Weg zur Müllkippe, wiederum auf Brauchbares durchwühlen werden. Das Leben der Kinder ist unter diesen Bedingungen von Gewalt geprägt, zu Hause wird die Mehrzahl von ihnen geschlagen und vernachlässigt. Sie leben in äußerst ungesunder Umgebung, in der Gesellschaft stellen sie den absoluten Rand dar. Die meisten von ihnen sind wegen mangelnder Reize, Förderung und Zuwendung intellektuell zurückgeblieben. Ihr Leben zu Hause spielt sich wie das ihrer Eltern auf der Müllkippe ab; dort ist niemand, der auf Lernfortschritte achten würde, ihnen vorlesen, Geschichten erzählen, mit ihnen malen, basteln, spielen, geschweige denn ihnen die noch viel wichtigere Aufmerksamkeit und Zuneigung schenkt. Dies ist nur ein kleiner Auszug zur Situation vor Ort. Vor 4 Jahren habe ich auf einer Veranstaltung einen der Unterstützer der Organisation kennengelernt und kam mit ihm ins Gespräch. Ich reiste nach Rumänien, um mir ein persönliches Bild zu machen. Diese erste Reise hat mir gezeigt wieviel Ungerechtigkeit, Armut und menschliche Benachteiligung es in Europa gibt und niemand tut etwas dagegen. Dies möchte ich in meinem Rahmen und den mir gegebenen Möglichkeiten für diese Kinder ändern. Von Deutschland aus sammle ich Spenden (warme Kleidung Spielsachen, Hygieneartikel wie Zahncreme und Zahnbürsten) und diese werden von mir persönlich oder über eine Mission in Wels, Österreich nach Rumänien geschickt. Diese Mission sammelt u. a. jedes Jahr in einer „Weihnachts-Schuhkartonaktion“ – Weihnachtsspenden für Kinder in Osteuropa und überbringt diese in den letzten Tagen des Jahres persönlich. (www.weihnachtsfreude.at). Vor Ort in Rumänien betreut die Organisation Fundatia Ajutorul Familiei/ Family Aid Foundation seit 20 Jahren die auf den Müllkippen lebenden Kinder und ihre Familien mit deren Helfer*innen. Ich bin seit 4 Jahren dabei und war seitdem einige Male vor Ort.  Die Organisation hat Räumlichkeiten geschaffen, wo sich die Kinder aufwärmen können und wenn möglich, einmal am Tag eine gesunde Mahlzeit erhalten. Ärztliche Versorgung ist nur bedingt möglich, da sich kein Arzt bereit erklärt vor Ort zu sein und die Kinder ärztlich zu versorgen, was aber dringend notwendig wäre. Kinder sterben, weil sie keine Identität und somit keinen Anspruch auf ärztliche Versorgung haben. Die Organisation versucht durch Bildungsvermittlung und Zuwendung in Form von wöchentlichen Kinderprogrammen den Kindern etwas zu vermitteln – eine Chance, eine Hoffnung auf ein anderes Leben. Rufus Whynot, der Gründer der Organisation vor Ort, reißt seit 20 Jahren um die ganze Welt, um Gelder für diese Kinder zu sammeln, um die Betreuung vor Ort zu gewährleisten. Was nicht immer einfach ist, da die Regierung vor Ort und die mafiösen Strukturen die Arbeit oft behindern und torpetieren. Es ist uns wichtig den Kindern eine Chance außerhalb des Camps zu ermöglichen, d.h. über den Weg der Bildung und altersgerechter pädagogischer und gesundheitlicher Versorgung, ein Umdenken in den Köpfen zu erzeugen und aufzuzeigen, was es heisst Kind sein zu dürfen, zu spielen, zur Schule gehen zu können, Wärme und Liebe zu erfahren, eine Zukunft zu haben, ein eigenes Leben aufzubauen. Mein Wunsch bzw. Ansatz war es vor Ort ein Haus aufzubauen mit integrierter Werkstatt, welches beheizt ist, über kinderfreundliche Räume verfügt und an denen die Kinder basteln, lernen, miteinander spielen können. Ein erster Raum dieser Art konnte vor Ort umgesetzt werden. Der nächste wichtige Schritt ist, dass die Kinder regelmäßig gesundes Essen und ärztliche Versorgung erhalten. Hier habe ich mit dem Kauf eines Kühlschrankes schon mal eine erste Möglichkeit geschaffen, damit gesunde Lebensmittel eingelagert werden können. Aber hier muss eine regelmäßige Unterstützung erfolgen. Es sind noch viele Gespräche notwendig zwecks Hilfen vor Ort und aus Deutschland, das Finden von Ärzten sowie das Sammeln finanzieller Mittel für die nachhaltige Umsetzung der gesetzten Vorhaben. Ich werde für die Kinder kämpfen, um Ihnen Hoffnung auf ein besseres Leben zu geben.

Bei der „NCL Stiftung“ sind Sie ebenfalls Unterstützerin. Diese Stiftung arbeitet im Kampf gegen Kinderdemenz NCL, eine kaum erforschte, seltene und bislang nicht heilbare Stoffwechsel-Krankheit. Durch eure Aufklärungsarbeit helft ihr Betroffenen und Medizinern, NCL früh zu erkennen. Über die Forschung ist es Ziel eine Therapien zu entwickeln, indem die Kinder nicht mehr an dieser Krankheit sterben müssen. Woher bekommen Sie den Mut, soviel Trauer und Verzweiflung ins Gesicht zu schauen?

Die Kinderdemenz NCL ist eine tödliche, bislang kaum erforschte Stoffwechselkrankheit. Deren unaufhaltsamer Krankheitsverlauf führt über Erblindung, psychischen und physischen Abbau, Pflegebedürftigkeit, zum Tod im Alter von ca. 30 Jahren. Ich war als Mutter schockiert, betroffen und sofort motiviert zu helfen, als ich das erste Mal mit dem Wissen um diese komplexe Krankheit, die immer noch tödlich ist, konfrontiert wurde. Das erste Mal kam ich im Rahmen einer Ausstellung der Künstlerin und guten Freundin Chris Gust in Hamburg, welche die NCL Stiftung schon lange unterstützt, mit den Fakten der Krankheit und der Arbeit der Stiftung in Berührung. Die NCL-Stiftung, setzt sich für die nationale und internationale Forschungsförderung ein, um den von NCL betroffenen Kindern eine Aussicht auf bislang fehlende Therapie- und Heilungsansätze zu geben. Die Stiftung leistet darüber hinaus wichtige Aufklärungsarbeit bei Ärzten und sensibilisiert die Öffentlichkeit für die Krankheit. Für mich war sofort klar, ich möchte die wertvolle Arbeit dieser Stiftung für Betroffene und Angehörige unterstützen. Wir gingen ins Gespräch und ich durfte in diesem Rahmen auch eine Mutter, deren Tochter betroffen ist, treffen. Dieses Gespräch hat mir gezeigt, wie wichtig hier das Helfen von Mensch zu Mensch ist. In Rahmen meiner Möglichkeiten, möchte ich hier mein Bestes geben, um die Stiftung und deren wichtige Arbeit zu unterstützen. Das Licht, das wir für andere erleuchten, beleuchtet auch unseren eigenen Weg – dies ist einer meiner großen Antriebe. Eines der wichtigsten Dinge, die wir tun können, ist einander zu helfen. Nächstenliebe ist für mich das wertvollste menschliche Gut, was wir zu geben haben.

Bei Ihrem Kanal – Romy’s Mondaytalk – kann man Sie jeden Montag live erleben. Mit dieser Plattform geben Sie Menschen die Möglichkeit über ihr Projekt, Business oder Startup zu sprechen. Wie schaffen Sie das nur so motiviert und mit positiver Haltung als Ehefrau und Mutter so erfolgreich ihre Arbeiten unter einen Hut zu bekommen? Meine Familie ist mein Anker, meine Basis, mein zu Hause; etwas, dass ich sehr lange nicht gekannt habe. Wenn ich nach getaner Arbeit die Tür aufschließen kann in dem Wissen, hier wohnt Liebe, hier bist du zu Haus, hier kannst du einfach sein, dann ist das für mich Glück pur und trägt mich in meinem Wirken und Sein. Ich habe einen „Lieblingsmenschen“, meine beste Freundin Ursula, mit welcher ich seit über 4 Jahre durch „dick und dünn“ gehe, wie man so schön sagt. Sie inspiriert mich und „wäscht mir auch mal den Kopf“ wie man so schön sagt, wenn es notwendig ist. Für all das bin ich sehr dankbar. Dankbarkeit, Glaube, Hoffnung und die Liebe, sind die großen Motoren in meinem Leben. Ich glaube an das Gute im Menschen und das die Liebe die Antwort auf alles ist. Und im Hier und jetzt angekommen, auf halbem Weg, der hinter mir liegt kann ich sagen: Ich bin stolz eine Frau zu sein, weil ich das lebe was mich erfüllt und glücklich macht, weil ich an „es ist nie zu spät“ glaube. Ich traue mich zu träumen und ich traue mich, anders zu sein. Ich wage es, gegen den Strom zu schwimmen. Ich wage es, an Veränderung zu glauben, an die Liebe. Ich kann die Welt nicht ändern, doch ich kann Menschen dazu bewegen, ihren Blick auf die Welt zu ändern. Ich glaube, dass ich etwas bewirken kann.“

Vielen Dank liebe Romy Stangl. 
Es war uns ein Vergnügen!

 

Foto:
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