White Loge

PATRICK DEWAYNE

Zum Thema „Finanzen“ kann Ihnen wohl keiner so schnell etwas vormachen, Herr Dewayne. Schließlich haben Sie nach dem Abitur und einer Ausbildung als Bankkaufmann bis Ende 2000 als Aktienhändler bei der ICF Bank gearbeitet. Es folgte eine Karriere im Aktieneigenhandel bei der Deutschen Bank AG, sowie bei der Börse und dem Tradingfloor der Deutschen Bank in Frankfurt am Main und New York City.

 Was hat Sie gereizt zur Börse zu gehen?

Mich hat gereizt, dass die Börse so vielfältige Perspektiven für junge Menschen, wie mich damals, geboten hat. Ich hatte mich schon lange für Aktien interessiert. Meine aller erste Aktie war die, der Bremer Vulkan-Reederei. Außerdem wollte ich der deutschen Mehrheitsgesellschaft zeigen, dass auch Menschen mit Migrationsgeschichte, ich habe einen amerikanischen Vater, eine Relevanz zum Thema „Börse und Finanzen“ haben und alles möglich ist, wenn man „uns“ lässt. 1997 bis 1998 absolvierte ich die Ausbildung zum Bankkaufmann, bin dann 2000 „livehaftig“ auf dem Frankfurter Börsenparkett als Trader gelandet und letztendlich, in den Jahren 2001 bis 2003 bei der Deutschen Bank. Die Lehmankrise habe ich dann als Portfoliomanger bei einer amerikanischen Adresse erlebt und zwar hautnah.

Als Finanzexperte sind Sie beim Nachrichtensender „WELT“ als Börsenkorrespondent, seit 2015 als Moderator für den Privatsender „Der Aktionär TV“ und den Nachrichtensender „N24“ von der Frankfurter Wertpapierbörse tätig. Des Weiteren waren Sie Berater und Schauspieler bei der Erfolgsserie „Bad Banks“. In Ihrem aktuellen Buch „Geld kann jeder & du jetzt auch“ sprechen Sie das Thema „Altersarmut“ an. Gibt es aus Ihrer Sicht einen gangbaren Weg, in der aktuellen Situation sich ein Vermögen für die Rente aufzubauen, ohne auf alles verzichten zu müssen?

Natürlich gibt es zu jeder Zeit vielfältige Möglichkeiten in den Vermögensaufbau einzusteigen, vor allem, wenn es darum geht das Ganze mittel- und langfristig zu betrachten. Das bedeutet, man muss sich erstmal Ziele stecken und man muss sich fragen: „Wer bin ich denn als „Geldmensch“ überhaupt?“ Das behandle ich in meinem Bestseller „Geld kann jeder & Du jetzt auch“ mit einer gewissen Intensität. Fragen wie: „Was habe ich beispielsweise für eine Risiko-Affinität oder eine Risiko-Scheu? Was verdiene ich aktuell? Kann ich meinen Verdienst durch ein passives Einkommen aufstocken, indem ich einen Teil meiner Ersparnisse für mich arbeiten lasse?“ Nicht jeder mag Aktien. Der Eine favorisiert Immobilien, der Andere Immobilienfonds oder ETFs. In meinem Buch kann man gut nachlesen, welche einzelnen Finanzinstrumente es gibt und wie sie funktionieren bzw. welche Vor- und Nachteile sie für die Anleger_innen haben. Mir ist es bei meinem Ratgeber am wichtigsten, dass die Leser_innen sich am Ende des Tages ein eigenes Bild machen können, basierend auf dem erworbenen Wissen und der Finanzbildung durch mein Buch.

Im „Fokus Online“ war kürzlich von einem lautlosem Systemwechsel die Rede. Ich zitiere: „Wir kopieren den China-Kapitalismus! Weg vom Markt hin zum Staat.“ Sind Sie der Meinung, dass sich in absehbarer Zeit irgendetwas an der freien Marktwirtschaft, an unserer Demokratie oder an dem ungezügelten Kapitalismus in Deutschland verändern wird?

Ich würde nicht sagen, dass wir in Deutschland einen ungezügelten Kapitalismus vorherrschend als System haben. Das trifft in Europa eher auf Großbritannien und global betrachtet auf die Vereinigten Staaten von Amerika zu. Ich sehe auch keinen Vergleich zu der Wirtschaft in China,  zumal dort Menschenrechtsverletzungen eine ganz große Rolle spielen. Die Frage wird sein, inwieweit die Europäische Union den Außenhandel mit China – Deutschland alleine 212 Mrd. Euro im Jahr 2020 an Warenaustausch – regulieren wird, um auf das Menschenrechtsproblem hinweisen zu können. Da sollte die Politik auf jeden Fall hinschauen. Ich bin eigentlich auch zuversichtlich, dass die neue Administration nach Dr. Angela Merkel das tun wird. Ob eine Annalena Baerbock von den Grünen oder ein Herr Laschet von der CDU gewinnen wird, das wird sich zeigen. Fakt ist, die Außenhandelspolitik mit China wird kritischer betrachtet werden müssen, will man in Sachen Menschenrechte keine Glaubwürdigkeit verlieren. Laut eines Sprechers, wünschen sich die Verantwortlichen im Reich der Mitte weiterhin lieber eine CDU geführte Regierung in Deutschland. Das sieht ja momentan sehr nach „Kopf-an-Kopf-Rennen“ aus.

Sie sind nicht nur Finanzexperte, Wirtschaftsjournalist und Sachbuchautor, sondern auch Schauspieler, Musiker und Moderator. Da haben Sie anscheinend eine besondere Begabung, weil ich Menschen aus der Finanzbranche bisher sehr oft als rational und verkopft wahrnehme. Wie kommt es, dass Sie sich in der Welt der Zahlen und in der kreativen, musisch-, schauspielerischen Welt wieder finden?

Es ist tatsächlich so, dass ich ein sehr musisch-, sprachlicher Mensch bin, ein gutes Ohr für Textinhalte, Töne und Musik habe. Schon als Teenager habe ich oft meine Gefühle in Geschichten und Songs zum Ausdruck gebracht. Damals kam der Wunsch auf, Popstar, berühmt und erfolgreich, wie meine Teenagervorbilder zu werden. Mit meiner Viertelstunde Ruhm bei „Gute Zeiten schlechte Zeiten“, meinen Musikerfolgen in den Charts und unzähligen TV-Auftritten bei „VIVA“, „MTV“ oder „Bravo TV“, in den Jahren 2004/2005, hatte ich das ein bisschen selbst erreicht. Zu Beginn diesen Jahres haben wir sogar nochmals einen Song veröffentlicht, in dem kritisch mit dem „Fetisch des lieben Geldes in den USA und der Coronapandemie“ umgegangen wird.

Sind Sie noch als Musiker tätig?

Ich habe der Musik ehrlich gesagt ein bisschen den Rücken gekehrt. Jetzt bin ich in einem Alter, mit 45 Jahren, wo ich die „Bühnen“ auf denen ich heutzutage stehe, vielfältiger einsetze, als nur für die Musik. Meine Themen und Ziele sind Diversität, Nachhaltigkeit und Bildung. Der Rummel um meine Person und die damit verbundene Erhebung von mir, auf eine Ebene der Träume und Illusionen anderer, war mir, ganz offen gestanden, stets etwas suspekt. Ich stehe mehr für das, was realistischer Weise für viele möglich sein sollte und aus meiner Erfahrung auch erreichbar ist.

2014 konnte man Sie im Hollywood Blockbuster „Point Break“ auf der Leinwand entdecken. Als Schauspieler sind Sie in zahlreichen Fernsehserien, wie „Bad Banks“, „Tatort“, „SOKO“ und „Ein Fall für zwei“, zu sehen. Kann man denn bald wieder darauf gespannt sein, wie Sie in Kinofilmen Ihrem Schauspieltalent nachgehen?

Das hängt ganz von der momentanen Situation während Corona ab und wann die Kinos wieder aufmachen dürfen. Im Moment sieht es ja ganz gut aus. Ich habe Ende 2020 einen Kinofilm gedreht, auch mit einem Finanzbanken-Kontext, ähnlich wie bei der Serie „Bad Banks“. Wobei es diesmal darum geht, dass ein junger Nachwuchshändler mit Anfang 20 in die Bank kommt und eine relativ große Verantwortung aufgebürdet bekommt. Dieser Verantwortung kann er aufgrund des gesamten Banken- und Markt-Umfeldes leider nicht gerecht werden. Somit richtet er dann einen großen, wirtschaftlichen Schaden an. Die Chefs wussten davon, hatten aber gleichzeitig unrealistische Gewinnziele vorgeschrieben und das Ganze somit befeuert. In diesem Spannungsfeld bewegt sich dieser dramatische Kinofilm. Im Film bin ich der Mentor des Hauptdarstellers. Der Film trägt den Titel „Rogue Trader“. Ich bin happy, dass ich mich an diesem Projekt beteiligen konnte, weil es von Vielfältigkeit und Diversität geprägt ist. Ein Stückweit hat es auch meine persönliche Geschichte in der Bankenwelt thematisiert und macht es zugleich „normal“, dass Menschen, gleich welcher Ethnie oder Herkunft, überall im Berufsleben zu finden und nicht mehr die Ausnahme sind. Der Hauptdarsteller, Paulo Andre Aragoa ist ein „schwarzer“ Brite. Die zweite Hauptrolle wird von Ankie Beilke – einer asiatisch stämmigen Kollegin – verkörpert, die im Film die Erzählerin ist. Also hier ist Diversität schon Realität und die Realität wird endlich auch mal im Film erzählt, was in Deutschland noch viel zu selten der Fall ist. Gedreht wurde der Film von Regisseur David Preute, in der Urform auf Englisch und der Bayerische Rundfunks hat co-produziert „ins Deutsche“. Ich bin gespannt. Der Film soll Ende 2021 in die Kinos kommen, so Gott will! Die Synchronisation müssen wir noch machen.

„Geld.Macht.Liebe“ ist eine Fernsehserie, in der Sie zu sehen waren. Wenn wir schon bei dem Thema sind, verdirbt zu viel Geld Ihrer Meinung nach den Charakter?

Geld verdirbt den Charakter an sich nicht. Die Sache ist, wenn man einen verdorbenen Charakter hat und dann zu Geld kommt, dann werden – wie durch ein Prisma – die Eigenschaften, die man vorher mitgebracht hat, nochmals verstärkt. Gute wie weniger gute, denke ich.

Ist es möglich eine gute und langandauernde Ehe zu führen, während man die Karriereleiter immer weiter nach oben schreitet? Oder sind Macht, Ruhm und Geld immer etwas kontrovers zum Thema Liebe?

Es ist überhaupt kein Widerspruch wohlhabend zu sein und eine lange und gut funktionierende Ehe zu haben. Das hat mit Geld nichts zu tun, sondern mit den Emotionen, Neugier und Leidenschaft am Partner, bzw. an der Partnerin. Geld ist ein sehr energetisches und versachlichtes Tauschgut, wie ich finde. Ich habe da einen sehr pragmatischen Umgang mit Geld oder Macht und Ruhm. Diese Dinge sind endlich und verschwinden und sind auch nicht besonders erstrebenswert als alleiniges Zentrum des Lebens. Viel wichtiger ist, das was einen glücklich macht. Das kann ganz unterschiedlich in der Bandbreite sein. Für den Einen sind es mehr die Emotionen – andere Menschen glücklich zu machen, andere wiederum sind egozentrischer auf ihren Beruf fokussiert. Sie wollen, dass für sie Dinge gemacht werden oder haben primär ihre eigenen Ziele im Kopf. Ich wünsche jedem Menschen, dass er herausfindet, was ihn glücklich macht und dass er dann danach streben kann.

Sie sind politisch aktiv. Für welche Werte stehen Sie, bzw. in welchen Bereichen setzen Sie sich in der Politik ein?

Als politisch aktiver Mensch ist es mir ein Anliegen ein inklusives Weltbild zu leben und zu kommunizieren. In Deutschland sollte es selbstverständlich sein, kontrovers zu diskutieren, ohne Vorverurteilungen und Schubladendenken zu haben. Argumente sollten sachlich und respektvoll untereinander ausgetauscht werden, um für sein Gegenüber, aber auch der Gegenüber für einen selber, ein gewisses Verständnis aufzubringen und die eigene Haltung und Position zu verdeutlichen. Dafür ist es wichtig, dass man eine Haltung hat und klare Position bezieht. Aber man sollte auch so fair sein nicht zu behaupten, dass die eine Position besser als die andere ist. Ich selber priorisiere flach-hierarchisches Denken ohne Privilegien, die manche unserer Mitmenschen einfach aufgrund von Herkunft, Religion oder Geschlecht abzuleiten versuchen. Die Notwendigkeit als Gesellschaft zusammenzuwachsen und besser im sozialen Umgang miteinander zu sein, besteht absolut. Am Ende geht es meiner Ansicht nach um Sichtbarkeit, Respekt und Wertschätzung und, wie sagt ein berühmter Mensch mal so treffend, „Glück ist es, wenn man so wie man ist, gebraucht wird“.

Vielen Dank für Ihre fachliche Expertise und für einen kleinen Einblick in Ihr Leben!

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